DAS GELBE DES EIS ist ein Buch- und Bühnenprojekt von Donat Caduff, das aus einer ungewohnten Perspektive die öffentliche Debattenkultur in Bündner Gemeinden reflektiert. Startpunkt dazu bildet ein reicher Fundus an Protokollen von Gemeindeversammlungen der letzten 15 Jahre. Dabei werden Textfragmente des Quellenmaterials zu einer poetischen Zeitgeist-Analyse veredelt.
Das Werk will ein satirisches, aber auch liebenswürdiges Spiegelbild der schweizerischen Milizkultur vermitteln, was vor dem Hintergrund eines wandelnden Politverständnisses in der Bevölkerung geradezu dringlich erscheint.
Die Inszenierung versteht sich als eine Art «zeitgenössisches Volkstheater», bewusst ohne professionelle Schauspieler. Sie beschränkt sich auf wenige existenzielle Mittel, um das Setting einer Gemeindeversammlung möglichst authentisch nachzuempfinden. Die Lesung ist von einer typisch schweizerischen Schwerfälligkeit durchtränkt, mit der die Stimmberechtigten über jedes kleinste Detail diskutieren. Dabei entwickelt das Stück einen Sog, der die Zuschauer:innen in eine dörfliche Realität verführt – eine Realität, die paradoxerweise abstossend und zugleich berührend ist.
Welche Farbe erhält die neue Bushaltestelle? Welches Geschenk der abtretende Gemeindearbeiter? Und wie gut steht die Gemeinde im Ranking der Weltwoche da? Diese Lesung verdichtet Protokollschnipsel von Bündner Gemeindeversammlungen zu einer Reality-Soap – ja, zu einer augenzwinkernden Hommage an die Schweizer Milizkultur. Erzählt wird sie im überlieferten Wortlaut engagierter Gemeindepräsidentinnen, notorisch Opponierender und beherzter Feministinnen. Doch trotz ausufernder Debatten gibt es für jedes Problem eine Lösung. Oder wenigstens einen Schuldigen. Und am Schluss den obligaten Apéro.
BETEILIGTE
Idee, Dramaturgie, Buchdesign und Produktion:
Donat Caduff
Lesung: Claudio Spescha, Donat Caduff
Musik: Curdin Janett, Domenic Janett
Regie und dramaturgische Beratung:
Georg Vogel, Manfred Ferrari
Produktion Lesungen und Fundraising:
Romana Walther